Newsletter 41

25. Mai 2018

1. Juni, 17 Uhr: Info-Veranstaltung Mahnmal Levetzowstraße
Am früheren Standort der Synagoge Levetzowstraße in Moabit wird mit einer Gedenktafel aus dem Jahr 1960 und seit 1988 mit einer Gruppe großer Skulpturen an Verfolgung, Deportation und Vernichtung jüdischer BerlinerInnen in der Nazi-Zeit erinnert und an die Zerstörung jüdischer Gotteshäuser.
Ein Spielplatz wurde auf dem Grundstück der Synagoge und der jüdischen Schule angelegt, denn das Grundstück soll nicht wieder bebaut werden.
Seit dem Jahr 2010 aber gibt es ein Problem: bei der Erneuerung des Spielplatzes berücksichtigte das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks Mitte den preisgekrönten Entwurf des Mahnmals nicht. Die neue Kletterwand stört an dieser Stelle und die haushohe Hainbuchenhecke, die die frühere Front der Synagoge nachbilden sollte, ist aufgegeben worden. Doch das Grünflächenamt will die Fehler berichtigen.
Wir freuen uns, dass der Landschaftsarchitekt Theseus Bappert das Konzept des Mahnmals allen Interessierten am 1. Juni 2018 vorstellen wird.
Veranstalter ist die Bürgerinitiative SilberahornPLUS, zusammen mit der Stadtteilkoordination Moabit und der Initiative “Sie waren Nachbarn”. Im Rahmen des Treffens wird auch die Kampagne zur Markierung des Weges von der Sammelstelle Synagoge Levetzowstraße zum Güterbahnhof Moabit vorgestellt.

Freitag, 1. Juni 2018,
17-19 Uhr
Rathaus Tiergarten, Großer Saal
Mathilde Jacob Platz 1, 10551 Berlin

Stolpersteine für die Familie Teller
“Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist”, sagt der Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Um dies zu verhindern, werden am Freitag, 15. Juni 2018 um 10.30 Uhr vor dem Haus Stephanstraße 17 Stolpersteine für das Ehepaar Auguste und Isidor Teller verlegt, das im Holocaust ermordet wurde. Die 86-jährige Enkelin Anita Blechová wird mit ihrer Tochter aus Brno (ehem. Brünn) in Tschechien anreisen. Organisiert hat das Daniela Mört aus der Nachbarschaft.
Auguste Teller wurde am 16.11.1871 in Gonsawa (heute Gasawa) bei Znin nahe Poznan in Polen geboren. Sie war verheiratet mit dem Reichsbahner Isidor, geboren am 2.11.1868 in Witkowo bei Gnesen (heute Gniezo).
Beide wurden am 1. September 1942 mit dem 54. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Die meisten Deportierten dieses Transports sind schon kurz nach ihrer Ankuft, am 12. September ermordet wurde. Auguste starb erst am 27. September, Isidor lebte noch bis zum 10. März 1944.

Das Ehepaar hatte vier Kinder:
Max Teller, geb. 7.2.1892 in Hohensalza, verstorben 24.04.1966 in Sao Paulo/Brasilien
Meta Teller, geb. 11.03.1902 in Hohensalza, das Todesdatum ist nicht bekannt.
Beide sind 1936 nach Brasilien geflohen und haben dort in Sao Paulo gelebt.
Martin Teller (Zwillingsbruder von Meta), geb. 11.03.1902, starb bereits am 9.1.1935 während eines Pogroms.
Ruth Teller, verlobt, hat mit ihren Eltern in der Stephanstraße 17 gelebt. Über ihr Schicksal ist nichts weiter bekannt.

Doch den Nazis gelang es nicht, die gesamte Familie auszurotten.
Martin war mit Johanna, geb. Thiele verheiratet. Die gemeinsamen Kinder Harry (geb. 1934) und Anita (geb. 1932) flohen nach der Ermordung ihres Vaters mit der Mutter und Erich Steinheim nach Prag. Mit Erich hatte Johanna zwei weitere Kinder: Helga (geb. 1942 in Prag) und Egon (geb. 1936 in Prag, verstorben 1994 in Brno/Brünn). Erich Steinheim wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, danach verliert sich seine Spur. Johanna und Erich konnten nicht mehr heiraten. Auch Johanna wurde von der Gestapo nach Theresienstadt verschleppt in die “kleine Festung” und danach in andere Lager. Sie kam auf dem Todesmarsch von Ravensbrück im Frühjahr 1945 ums Leben.
Harry und Anita lebten im Ghetto Theresienstadt und wurden nach der Befreiung zusammen mit ihrem Bruder Egon von dem ebenfalls ehem. gefangenen Ehepaar Martin Bréban und Frantiska Brébanova adoptiert. Helga wurde von einem anderen Ehepaar adoptiert und erhielt den Namen Ruzena. Es besteht Kontakt zu Helga, die Geschwister haben sich nach ca. zehn Jahren der Trennung wieder gefunden.
Anita Blechová (ehem. Brébanova) wird mit ihrer Tochter Jana zur Stolperstein-Verlegung anreisen.
Vom Ehepaar Teller gibt es keine Fotos, keinen Nachlass. Der Familie ist leider nichts geblieben.